Partnerschaftliche Kopfarbeit.

von Eva-Maria Schmidt 12.10.2018 – Thjnk Zürich hat seine Startphase gemeistert, wächst an Kunden und Mitarbeitern und rüstet sich mit neuen Disziplinen und einem Chefstrategen für die Zukunft.

Ein bisschen überrascht es Alexander Jaggy selbst. Vor zweieinhalb Jahren mit vier Mitarbeitern, aber noch ohne Kunden gestartet, arbeitet Thjnk Zürich heute für neun Werbeauftraggeber und beschäftigt zehn Mitarbeiter. „Wir sind viel besser als erwartet gestartet und haben schon nach einem Jahr schwarze Zahlen geschrieben“, sagt Jaggy, der den Zürcher Ableger der Hamburger Agentur Thjnk im Mai 2016 mit Andrea Bison gegründet hat. Im Februar ist dem Kreativchef und seiner für die Beratung verantwortlichen Partnerin zudem gelungen, mit Gordon Nemitz einen der besten, wenn nicht den besten Strategen der Schweiz von Wirz zu Thjnk Zürich zu locken. Ein Personalcoup, der das Geschäftsführungstrio komplett gemacht und das Portfolio von Thjnk zu einer „Full-Thinking-Agentur“ entwickelt hat, „die Kunden in allen strategischen Marketing- und Unternehmensfragen unterstützt“, so Jaggy und Bison in der Medienmitteilung zu Nemitz’ Einstieg. Die Aussage provoziert, genauer hinzuschauen: Schliesslich positioniert sich Thjnk Zürich als Dienstleister, der Auftraggebern ein komplettes Portfolio für Kommunikationslösungen anbietet, obwohl die Agentur nur zehn Mitarbeiter zählt.

Ein Besuch in der Werdstrasse 109 in Zürich zeigt, dass die Beschreibung nichts mit ‚dicker Hose‘ zu tun hat. Thjnk Zürich residiert, wie es sich für eine junge Firmengründung gehört, in einer Garage. Zugegeben, es ist keine gewöhnliche Garage, sondern eine historische, in der früher Kutschen gewartet wurden. Mit anderen Worten, das Ambiente ist cool, aber bescheiden.

Etwas anderes haben Jaggy, Bison und Nemitz nicht nötig. Alle drei haben bereits beachtliche Karrieren in der Werbung hinter sich: Die beiden Gründer kennen sich von der Arbeit bei der Agenturlegende Springer & Jacoby und auch ihre weiteren Karrierestationen lesen sich wie das Who’s who der besten Werbeschmieden: GGK Zürich, Jung von Matt Hamburg, BBDO Zürich und schliesslich Jung von Matt/Limmat bei Jaggy; JvM, Kemper Trautmann und Thjnk Hamburg bei Bison. Und Nemitz hat unter anderem Scholz & Friends sowie JvM in Hamburg, TBWA in Düsseldorf und zehn Jahre Wirz in Zürich im Gepäck, als er bei Thjnk einsteigt. Auch ihre Mitarbeiter sind nicht, wie bei manch anderer Agentur, ein Haufen günstiger Einsteiger und Praktikanten, sondern vor allem „Senioren“. „Wenn wir uns personell verstärken, verpflichten wir bewusst Mitarbeiter, die etwas weiter sind und dadurch effizienter arbeiten“, sagt Jaggy – ein Augenhöhen-Prinzip in Richtung Mitarbeiter und Kunden, das es möglich mache, als kleine wie eine mittelgrosse Agentur zu agieren. Entwickelt sich die Agentur gut weiter, soll ihre Zahl auf 25 bis 30 Mitarbeiter wachsen – also tatsächlich zu einer mittelgrossen auf dem Schweizer Agenturmarkt zu werden.

„Die Kopfarbeit für unsere Auftraggeber wird hier bei Thjnk Zürich gemacht, wie der Name Thjnk schon impliziert. Aber wir brauchen nicht für jede Umsetzungsdisziplin eine eigene Unit. Dazu arbeiten wir mit ausgesuchten Partnern zusammen“, erklärt Jaggy die Art, wie seine Firma arbeitet. Dass Thjnk Zürich selbst komplexe Aufträge übernehmen kann, liegt aber auch an der Zusammenarbeit der Namensgeberin in Hamburg, mit der das Zürcher Büro „eng verbunden ist und bei Bedarf Teams bildet“. An diesem Prinzip, das Verbundenheit genau wie Unabhängigkeit umfasst, hat auch der Verkauf von Thjnk an WPP nichts verändert, erklärt Jaggy, der weiterhin die Mehrheit der Anteile mit seinen Geschäftsführungskollegen hält.

Als Nächstes steht der Ausbau der Disziplinen PR/Campaigning und Content bei Thjnk Zürich auf dem Programm. Beides soll helfen, Kunden beispielsweise permanent bei der Pflege ihrer Social-Media-Auftritte zu unterstützen. 

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