«Wir stehen im Spannungsfeld zwischen Generalist und Spezialist.»

19.08.2019 - Andrea Bison, Mitgründerin und Geschäftsführerin Beratung thjnk Zürich, stellt sich den «13 Fragen» der Werbewoche.

1. Was kommt Ihnen auf keinen Fall ins Büro?
Spiessbürgerliche Büroindividualisierung wie Urlaubsfotos, Topfpflanzen oder Figürchen mag ich nicht. Ich liebe Clean Desk Policy. Es bringt Überblick und Ordnung, lenkt nicht ab, und hilft dabei, nichts zu verstecken oder zu übersehen.

2. Welche Printmedien haben Sie privat abonniert?
Bis vor drei Jahren noch den Spiegel. Seither keins mehr.

3. Auf welche drei elektronischen Geräte könnten Sie zuletzt verzichten?
iPhone, MacBook und meine elektrische Zahnbürste.

4. Ein Buzz-Wort, das Ihnen auf die Nerven geht?
Always on. Wollen das nicht alle irgendwie?

5. Was hat Sie inspiriert, in die Werbebranche einzusteigen?
In meiner Schulzeit habe ich tolle Werbespots und Anzeigen gesammelt, die mich besonders berührt oder zum Lachen gebracht haben. Die schönsten Magazin-Ads habe ich als Bilder gerahmt. Das hat mich inspiriert, es selber zu machen.

6. Welche Eigenschaften machen Sie zu einer guten Werberin?
Aus meiner Sicht ist es die Mischung aus vielen Eigenschaften, die einen guten Werber ausmacht. Neben Erfahrung gehört ein gutes Bauchgefühl dazu, die Fähigkeit zuzuhören, sich zurückzunehmen und in andere hineinzuversetzen, Leidenschaft und Humor, die Freude an Unterhaltung, Spass an Tempo und Abwechslung und natürlich die Freude an Ideen.

7. Wie wissen Sie bei einer Idee, dass sie gut ist?
Gute Ideen sind nach einer Abstimmung mit vielen Ideen immer noch im Kopf, und man kann sie meistens mit wenigen Worten beschreiben.

8. Wo sehen Sie aktuell die grösste Herausforderung für die Werbebranche?
Das Tempo zieht weiter an, die Komplexität nimmt weiter zu, alles verändert sich ständig, und wir stehen im Spannungsfeld zwischen Generalist und Spezialist.

9. Wo steht die Schweizer Werbebranche im internationalen Vergleich?
Hinter ihren Möglichkeiten.

10. Die wichtigste Person in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Es gibt nicht die eine wichtigste Person. Aber sicher viel gelernt habe ich von Jean-Remy von Matt, Deneke von Weltzien, André Kemper und Michael Trautmann.

11. Welches war die beste Entscheidung Ihres Lebens?
Kinder zu bekommen.

12. Was bereuen Sie?
Dass ich das Auslandssemester der Liebe geopfert habe. Kurze Zeit später war ich schlauer.

13. Wieso gibt es in den Führungsetagen der Schweizer Werbebranche nicht mehr Frauen?
Wir sind mit Rang 11 eines der reichsten Länder der Welt. Gleichzeitig gehören wir zu den Industrieländern, die am wenigsten Geld für Familienpolitik ausgeben, besonders für die Kleinkindbetreuung. Ohne bezahlbare Krippenplätze, qualitativ hochwertige Nachmittagsbetreuung und ohne Tagesschulen kommen wir hinsichtlich der Berufschancen von Frauen nicht vom Fleck. Wir brauchen gesellschaftliche Kräfte, die das traditionelle Rollenbild verändern, und ein Wertesystem, das den wirtschaftlichen Erfolg nicht immer an erster Stelle hat, um mehr Investitionen in die Familienpolitik zu erwirken. Bessere und bezahlbare Betreuungsmöglichkeiten für Kinder würden substanziell mehr Frauen in den Vollberuf bringen und den Weg in Führungspositionen ermöglichen.

– Thomas Häusermann, Werbewoche

Andrea Bison studierte in Pforzheim BWL und arbeitete danach bei verschiedenen Agenturen– darunter Jung von Matt/Alster, Springer & Jacoby, Thjnk Hamburg und Leo’s Thjnk Tank, München. Im Juni 2016 gründete sie gemeinsam mit Alexander Jaggy Thjnk Zürich. Die Wahlschweizerin ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.

 

zurück zur Übersicht