«2019 war wie ein Sprint über Marathondistanz.»


13.12.2019 – Persönlichkeiten 2019: Mitgründer Alexander Jaggy spricht über grossartige Ideen der anderen, intellektuelle Brachzeiten und Probleme durch die Ganzjahresberieselung.

Herr Jaggy, was geben Sie dem Jahr 2019 für einen Claim?

Ich halte es seit längerem mit dem Zitat des Beach-Boys-Sängers Brian Wilson: «Beware the lollipop of mediocrity, lick it once and you'll suck forever.» 2019 haben sich unsere Qualitätsbemühungen ausbezahlt. Platz fünf im Kreativranking, Platz drei im ADC-Ranking und erfolgreichste Schweizer Agentur bei den Cannes Lions. Mehr geht nicht.

Nebst dem grossen Cannes-Erfolg haben Sie mit der Pro-Infirmis-Kampagne weitere Preise eingeheimst. Welcher hat Sie besonders gefreut?
Wir haben uns über die Auszeichnungen beim Edi.19 für unsere Kunden Edelweiss, Ochsner Sport und Valiant gefreut. Dass eine kleine Agentur wie wir gleich mit drei unterschiedlichen Filmarbeiten in die Ränge kommt, ist alles andere als selbstverständlich.

Kreativ, wirtschaftlich oder persönlich: In welchem Bereich war das Jahr 2019 für Sie besonders erfolgreich?
Kreativer Erfolg ohne den wirtschaftlichen ist wertlos. Das eine bedingt das andere. Durch die kreativen Erfolge erhielten wir dieses Jahr überproportional viele Anfragen. Persönlich habe ich mich über den grossartigen Teamspirit bei uns gefreut. Es macht Spass zu sehen, wie eine Agenturkultur gedeiht mit jedem Talent, das dazu kommt.

Trotz Erfolg in Cannes: Pro Infirmis arbeitet nun für die aktuelle Kampagne mit CR Kommunikation zusammen. Ist das Mandat abgeschlossen?
Die Kampagne «Alle sind gleich. Niemand ist gleicher» war als zeitlich begrenztes Projekt aufgesetzt. Nach dem Weggang von Mark Zumbühl war das Marketing bei Pro Infirmis im Umbruch. Man hat uns als externe Konstante dazugeholt. Unser Auftrag war ein Populärerfolg, der alle Fachbereiche umschliesst. Ich denke, das haben wir gut hinbekommen. Und wie es sich für eine Pro-Infirmis-Kampagne gehört, über die Landesgrenzen hinweg.

Welche Idee eines nationalen oder internationalen Mitbewerbers hätten Sie gerne selber gehabt?
Nike's «Dream crazy» hat mich vom Hocker gehauen. Eine Marke, die an der Seite eines Footballspielers auf die Knie geht, um ein gesellschaftliches Statement abzugeben, finde ich stark. Die New York Times tut das mit ihrer «Truth»-Kampagne schon seit der Inauguration von Donald Trump. Das ist Relevanz im gesellschaftlichen Kontext, die hohe Kunst der Markenführung.

2019 war das Jahr der Agenturfusionen. Inwiefern gibt es bei Ihnen als mittelgrosse Agentur ebenfalls solche Gedankenspiele?
Mit solchen Gedanken spielen wir nicht. Wir versuchen, mit unserer Position als agile inhabergeführte Schweizer Agentur zur Diversifikation in der Branche beizutragen.

Im laufenden Jahr hat Ihre Agentur den Standort gewechselt. Was ist am neuen Ort besser? Oder wurde es mit Ihnen mit all den Löwen zu eng?
Wir sind in drei Jahren von 2 auf 15 Personen gewachsen. Wir mussten aus Platzgründen umziehen. Die neuen Räume sind grosszügig und inspirierend. Und auch die Löwen haben einen Ehrenplatz bekommen.

Die Festtage stehen vor der Tür: Wie verbringen Sie Weihnachten und Neujahr?
2019 fühlte sich an wie ein Sprint über Marathondistanz. Für eine junge Agentur in unserer Phase ist das nicht sonderlich überraschend. Ich freue mich jetzt auf zwei Wochen Auszeit und Eiszeit. Man wird mich, wie jedes Jahr zu dieser Zeit, regelmässig beim «Chneble» antreffen.

Was nehmen Sie sich sonst noch vor?
Ich leiste mir den Luxus, nichts vorzunehmen. Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist für mich üblicherweise die Brachzeit meiner rechten Hirnhälfte. Im Januar beginnt dann wieder die kreative Dreifelderwirtschaft.

An welchem Weihnachtsgeschenk hätten Sie Freude?
Heute hat mir mein Geschäftspartner Gordon Nemitz eine «Nerf-Gun Micro Shots» auf den Tisch gestellt. Ich bin wunschlos glücklich.

Was wird die Werbebranche 2020 besonders intensiv beschäftigen?
Wir sind im «Always on»-Zeitalter. Nicht nur als Gesellschaft, auch im Marketing. Wir entfernen uns langsam weg von den klassischen Flights hin zu einer Ganzjahresberieselung, bei gleichbleibenden oder gar sinkenden Marketingbudgets. Das ist nicht ganz unkritisch, weil so die Markenakzente fehlen. Die richtige Balance zu finden, wird die grosse Herausforderung.

Und was wünschen Sie sich fürs 2020?
Wünsche sind da, um sie sich selbst zu erfüllen. Ich freue mich auf die drei, vier Arbeiten von uns, die vor und nach Weihnachten erscheinen.

 

 

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